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Meinung: Die zweite Staffel “Discovery” – Vollkommen subjektives Feedback eines Fans der ersten Stunde

Eine ganz persönliche Sicht auf die jüngste (noch nicht ganz komplette) Staffel “Star Trek: Discovery”.

Ich wuchs mit Captain Kirk auf, mit Spock und Pille und mit einer Serie aus den späten 60er Jahren, in denen es futuristisch war, dass die Crew in schlafanzuggleichen Uniformen herumlief. Der Außerirdische Nummer 1 war „Mr. Spock“, der mit den „spitzen Ohren“. Sein Aussehen begeisterte. Der Captain war ein Frauenheld, der Bordarzt ein rauher, aber herzlicher Typ, der in jedem Western ebenfalls einen guten Doc abgegeben hätte. Die Themen hatten in der Regel damit zu tun, dass das „Raumschiff Enterprise“ auf irgendein „Ding der Woche“ stieß und damit umgehen musste. Mal war es eine riesige Hand, die die Enterprise festhielt, dann ein bunter Würfel, mal war es ein junger Typ mit Superkräften, dann eine Zeitreise, ein Spukschloß im Weltall oder kleine, runde bepelzte „Tribbles“, die für – zugegeben – ungeheure Unterhaltung sorgten. Das war lange vor CGI und Pay-TV. Schön, dass ich diese Serie als erste kennenlernte und quasi mit den nachfolgenden mit-wachsen konnte.

In den 80ern kam dann die „Next Generation“, setzte qualitativ etwa da an, wo das „Raumschiff Enterprise“ von einst geendet hatte. Die erste Staffel war für viele noch „grottig“, ich fühlte mich aber schon gut unterhalten. Ja, Riker war Kirk ähnlich, Data Spock, wie ihm auch vom (ur)alten Doc „Pille“ McCoy bestätigt wurde, aber der französische Captain mit dem britischen Akzent war von Anfang an überraschend. Sein großer Humanismus, seine zurückhaltende, überlegte Art zeigte: Er war das Beste, was die Sternenflotte je hervorgebracht hatte. Ein Captain par excellence. Besser ging es kaum. Der Klingone Worf an Bord der Enterprise zeigte: In jenem fiktiven Universum, in dem die Rasse mit den Bärten und/oder Stirnwülsten die erbitterten Feinde der Föderation gewesen waren, bewegte sich was. Und zwar in die richtige Richtung. Kein Wunder, dass ich die Serie, die ab Staffel 3 komplett zu sich selbst gefunden hatte und besser und besser wurde, seinerzeit als meine „tägliche Dosis positives Denken“ bezeichnete.

Gene Roddenberry 1981 (Photo: CC BY-NC-ND 2.0 Tom Simpson)
Gene Roddenberry 1981 (Photo: CC BY-NC-ND 2.0 Tom Simpson)

Nach dem Tod von Gene Roddenberry, dem bekannten Erfinder von „Star Trek“, wie das Ganze in Amerika von Anfang an hieß (der Name etablierte sich erst durch die Kinofilme in Deutschland), übernahm damals Rick Berman, dem man viel anlastete. Teils vielleicht zurecht, denn sein “Deep Space Nine” war so gar nicht das, was sich Roddenberry je erträumt hatte. Er war stets der Ansicht gewesen, dass Religion in “Star Trek” nichts zu suchen hatte, und Krieg nie eine Lösung wäre. Er setzte darauf, dass die Menschen der Zukunft bessere Lösungen finden konnten. Und so mochte es ja auch sein, aber Berman erkannte, dass die Zuschauer eine friedliche Zukunft langeweilig finden. Oder war es nur eine These? Jedenfalls fanden “Deep Space Nine”, “Voyager” und die „back to the roots“-Serie „Enterprise“ eine Menge Fans. Ich verfolgte natürlich alles, was den Namen „Star Trek“ trug, mal begeistert, mal entgeistert…

Nach „Star Trek VI“, dem letzten großen Kinofilm der alten Crew folgten vier Filme mit Picard und drei mit einem neuen Kirk und seiner Crew. Aber im Kino wurde es immer zweidimensionaler – trotz (später) „3D“. Filme mit mehr oder weniger Unterhaltungswert waren das schon, aber die Seele, der Geist, das Herz von Star Trek, seine Philosophie, der Humanismus, die Toleranz etc., wurden in den Kinofilmen kaum zelebriert.

Einer der „Macher“ hinter den jüngsten Kinofilmen war Alex Kurtzman. Ich gebe zu, ihm skeptisch begegnet zu sein, denn der andere Typ, der verantwortlich für die Drehbücher war, Roberto Orci, war der eigentliche “Star Trek”-Fan, hatte eher Ahnung davon, was Roddenberry zeigen wollte als dieser einst an seinem Exposé zu „Star Trek“ feilte. Das wurde in Nebensätzen immer wieder auf Trekmovie.com und auf anderen Seiten erzählt. Ausgerechet Kurtzman und nicht Orci sollte das (Haupt)ruder für „Discovery“ übernehmen. Aber auch der Sohn von Gene Roddenberry, der „Star Trek II“ – Autor Nicholas Meyer, die großartige „Voyager“ – Autorin (sie schrieb, was nach der Serie passierte) Kirsten Beyer etc. sollten mit von der Partie sein. Ich war gespannt.

Dann kam “Star Trek: Discovery”, die erste Staffel. Eierköpfige Klingonen, seltsame, neuartige Raumschiffe, ein Sporenantrieb, von dem vorher nie die Rede gewesen war, standen einer neuen, frischen Crew, atemberaubenden Effekten und Geschichten gegenüber, die, so eigen sie mir auch erst erschienen, doch immer wohlüberlegt wirkten. Während ich manchmal bei den letzten Folgen von “Voyager” beispielsweise das Gefühl hatte, man hätte recht unüberlegt etwas aufs Papier gebracht, um es rechtzeitig drehen zu können, wirkten schon die ersten Drehbücher von „Discovery“ sehr überlegt und mit viel Liebe erschaffen. Dennoch stellte sich bei mir erst nur ein Gefühl von „Ja, das ist gute Science Fiction, aber ist das auch ‘Star Trek’?“ ein. Ich blieb der Serie am Ende der ersten Staffel zwar gewogen, aber war auch skeptisch.

"Star Trek: Discovery"-Poster für Season 2 (CBS Television Studios)
“Star Trek: Discovery”-Poster für Season 2 (CBS Television Studios)

Dann begann Staffel 2. An dieser Stelle muss ich tief Luft holen. Der Grund, warum ich bisher nichts über diese Staffel schrieb, liegt (auch) daran, dass ich aus der Begeisterung nicht herauskomme. Die Serie lässt mir keinen Moment, mich zu sammeln, die vielen Handlungsstränge, Charakterentwicklungen, Twists und Überraschungen halten mich so dermaßen „in Atem“, dass ich kaum reflektieren kann.

Die – absolut genialen – “The Next Generation”-Folgen beinhalteten jeweils nur ein Thema, das gemächlich und gut überschaubar behandelt und in der Regel auch gelöst wurde. Gute Folgen hinterließen ein Gefühl von Erkenntnis oder dienten als Inspiration für den Alltag, was mich betrifft. „Discovery“ hingegen schleudert in jeder Folgen so viele Themen heraus, dass es sich wie ein wilder Ritt anfühlt, eine Folge zu sehen. Genau das macht mir aber auch so einen Spaß daran!

„Discovery“, speziell hier in der zweiten Staffel, hat mich total gepackt. Das IST “Star Trek” und vielleicht mehr als irgendeine Serie zuvor. Wobei das unfair gegenüber der “The Original Series”-Serie ist, die ja den Grundstein legte.

Begonnen mit der Begegnung mit der Enterprise NCC-1701, dem Kennenlernen von Captain Pike, später Spock sowie der Sektion 31 in ihren Anfangszeiten, auf der rein formalen Ebene, inhaltich spielend mit Begriffen wie Zeitreisen, Toleranz, Selbstbestimmung und „über sich Hinauswachsen“, der „gleichgeschlechtlichen Liebe“ sowie der Aufopferungsbereitschaft ganz besonderer Menschen bis hin zum „Feiern“ der “Star Trek”-Historie in der „Ersten Zeitlinie“, bietet diese Serie nunmehr alles und mehr als ich erwartet hätte.

Ja, ich bin begeistert. Ich bin begeistert, wenn auf Talos IV die selben Soundeffekte erklingen wie in der Original-Serie, wenn ich diesen Planeten und seine Bewohner überhaupt mal wieder sehe, bin ich schon fasziniert. Auch ist es genial, dass ich nun die Möglichkeit habe, Captain Pike in Aktion zu sehen. Schon in den J.J. Abrams-Filmen spielte dieser Charakter eine wichtige Nebenrolle, aber in „Discovery“ weiß er – nun als „der“ Captain! – mit einer Mischung aus Kirks Cowboydiplomatie und der Überlegenheit von Picard zu erfreuen, so dass ich Lust bekommen habe, die „ersten Abenteuer der Enterprise“ mit Captain Pike zu verfolgen, würde es diese zu sehen geben.

Captain Christopher Pike (Photo: Jan Thijs/CBS Television Studios)
Captain Christopher Pike (Photo: Jan Thijs/CBS Television Studios)

Aber auch zu erleben, dass die Sektion 31 hier eine Rolle spielt, dass auch ein Ort wie Boreth vorkommt, so dass ich – als alter Hase – mich auf diese Weise zu der Serie eingeladen fühle, begeistert mich genau so sehr wie zu sehen, dass mein 13-jähriger Sohn diese Serie als die aktuell beste bezeichnet, die er kennt.

Letzteres zeigt, was „Star Trek: Discovery“ aktuell leistet. Nämlich einen Bogen über die Generationen zu schlagen. Anders als die letzten Kinofilme, die nicht schlecht waren, aber vor allem Mainstream sein wollten und es vermieden, die Hardcore-Fans als Zielpublikum anzuvisieren, schafft es „Star Trek: Discovery“ sie alle zu umarmen: Die neuen und die alten Fans – und jene, die noch gar nicht wissen, dass sie gerade zum Trekkie werden.

Ich kann es nicht differenzierter sehen. Wer sich verliebt, ist eh nicht mehr objektiv. Und in diese Serie habe ich mich verliebt. Hoffe es bleibt so, aber im Moment bin ich einfach nur Feuer und Flamme für „Discovery“. Und das ist es doch, was einen Fan ausmacht, oder?

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Ich finde es immer sehr lustig, wenn sich Männer darüber ärgern, dass Discovery so viele starke Frauen hat. Vor allem die Kritik an Burnham. Wenn ich denke, dass bei TOS faktisch immer Kirk den Tag gerettet hat, jede Schlägerei gewonnen hat, jede Diskussion, jede Frau rumgekriegt hat. Nun ist es halt mal nur eine beinahe Ensamble-Serie (so wie halt TOS, wo Chekov & Co auch nur Beigemüse waren). Auch die Red-Shirts in TOS starben immer nur, damit Kirk und Co heldenhafter wirken. Echt, manche Fans sollten ihre Nostalgiebrille einfach mal ablegen und sich an den Spruch von Kirk erinnern “neue… Weiterlesen »

Ich finde es immer sehr lustig, wenn sich Männer darüber ärgern, dass Discovery so viele starke Frauen hat. Vor allem die Kritik an Burnham. Wenn ich denke, dass bei TOS faktisch immer Kirk den Tag gerettet hat, jede Schlägerei gewonnen hat, jede Diskussion, jede Frau rumgekriegt hat. Nun ist es halt mal nur eine beinahe Ensamble-Serie (so wie halt TOS, wo Chekov & Co auch nur Beigemüse waren). Auch die Red-Shirts in TOS starben immer nur, damit Kirk und Co heldenhafter wirken. Echt, manche Fans sollten ihre Nostalgiebrille einfach mal ablegen und sich an den Spruch von Kirk erinnern “neue… Weiterlesen »

Ich finde Startrek discovery Spitze. Es ist genau die richtige Mischung zwischen Future, Spannung und Action.
Ich hoffe, dass es noch viele Folgen gibt und weite Staffeln nach der zweiten

Ich finde Startrek discovery Spitze. Es ist genau die richtige Mischung zwischen Future, Spannung und Action.
Ich hoffe, dass es noch viele Folgen gibt und weite Staffeln nach der zweiten

Den ersten Teil der Kolumne kann ich unterschreiben. Aber die Begeisterung für DSC lässt mich in diesem Zusammenhang etwas ratlos zurück. Ich halte die Serie insbesondere in der wöchentlich dargebotenen Form für unwatchable und nicht zeitgemäß. Ich bin deshalb nach Folge 7 der zweiten Staffel vorläufig ausgestiegen und werde mir das frühestens nach Veröffentlichung der letzten Folge der Staffel im Zusammenhang ansehen, vielleicht auch erst mit Erscheinen der Blu-ray im Herbst. Möglicherweise kann man sich dann eine Meinung bilden, ob sich das ganze irgendwie schlüssig in den Kanon fügt.

Am Anfang des Artikels dachte ich noch “Dem kann ich zustimmen” – aber als dann der zweite Teil kam, war ich irgendwie fassungslos. Ja, DSC hat einiges in S2 richtig gemacht, was in S1 noch in die Hose ging. Der neue Look der Klingonen ist definitv besser und weniger “Screw the heritage” als in S1 – das geht noch als Modernisierung durch. Aber trotzdem gibt es massiv viele Fehler – die sich eventuell noch auflösen, aber wer weiß. Die Enterprise war z.B. das einzige Schiff dass jemals Talos IV angeflogen ist. (Wurde so in TOS – The Menagerie gesagt) –… Weiterlesen »

Am Anfang des Artikels dachte ich noch “Dem kann ich zustimmen” – aber als dann der zweite Teil kam, war ich irgendwie fassungslos. Ja, DSC hat einiges in S2 richtig gemacht, was in S1 noch in die Hose ging. Der neue Look der Klingonen ist definitv besser und weniger “Screw the heritage” als in S1 – das geht noch als Modernisierung durch. Aber trotzdem gibt es massiv viele Fehler – die sich eventuell noch auflösen, aber wer weiß. Die Enterprise war z.B. das einzige Schiff dass jemals Talos IV angeflogen ist. (Wurde so in TOS – The Menagerie gesagt) –… Weiterlesen »

Ich mag Discovery. Mir gefällt die modernisierte Art und der Versuch übergreifende Handlungsbögen abzubilden. Ich denke, dass die Serie unbeschwerter zu genießen wäre, wenn man sie zeitlich nicht zwischen ENT und TOS eingequetscht hätte, sondern später – meinetwegen ein gutes Stück nach Voyager hätte spielen lassen. Das würde die Ungereimtheiten in Bezug auf die gezeigten Technologien und Möglichkeiten auflösen – immerhin wirkt die Enterprise-E gegen die Discovery wie ein Dieselauto aus den 90ern gegen einen Tesla. 😉 Auch ein paar bessere Autoren könnte die Serie vertragen, da abseits der Glaubwürdigkeit in Bezug auf den Kanon auch sonst ein paar Löcher… Weiterlesen »

Ich mag Discovery. Mir gefällt die modernisierte Art und der Versuch übergreifende Handlungsbögen abzubilden. Ich denke, dass die Serie unbeschwerter zu genießen wäre, wenn man sie zeitlich nicht zwischen ENT und TOS eingequetscht hätte, sondern später – meinetwegen ein gutes Stück nach Voyager hätte spielen lassen. Das würde die Ungereimtheiten in Bezug auf die gezeigten Technologien und Möglichkeiten auflösen – immerhin wirkt die Enterprise-E gegen die Discovery wie ein Dieselauto aus den 90ern gegen einen Tesla. 😉 Auch ein paar bessere Autoren könnte die Serie vertragen, da abseits der Glaubwürdigkeit in Bezug auf den Kanon auch sonst ein paar Löcher… Weiterlesen »

Zitat: “….Fans zu umarmen…”. Nein Discovery hat es geschafft dass ich Star Trek nach 33 Jahren beendet habe. Etablierte Rollen durch neue Schauspieler zu ersetzten ….ebenso dass Raumschiffe und deren Technik nicht mehr dazupassen ….sowie die Neugestaltung der Rassen….Ich kann nur wiederholen :Star Trek Enterprise hatte glaubwürdig gezeigt wie man die alte Ära in einer modernen Serie präsentiert….dem vorherigen gerecht werden,darauf aufzubauen und dennoch modern zu sein. Discovery hat für mich alles zerstört.

Zitat: “….Fans zu umarmen…”. Nein Discovery hat es geschafft dass ich Star Trek nach 33 Jahren beendet habe. Etablierte Rollen durch neue Schauspieler zu ersetzten ….ebenso dass Raumschiffe und deren Technik nicht mehr dazupassen ….sowie die Neugestaltung der Rassen….Ich kann nur wiederholen :Star Trek Enterprise hatte glaubwürdig gezeigt wie man die alte Ära in einer modernen Serie präsentiert….dem vorherigen gerecht werden,darauf aufzubauen und dennoch modern zu sein. Discovery hat für mich alles zerstört.

Also alle Fans umarmt die Serie nicht. In meinen Freundeskreis hält sich da echt die Waage. Die einen mögen es, die anderen lehnen sie ab. Ich jedenfalls kriege regelmässig die Krise wenn ich die Serie mir antue. Da hauen sie ein paar ansehnliche Folgen raus und versauen es wieder mit einer Folge wie “Der rote Engel” wo ich erst mal wieder aus der Serie ausgestiegen bin. Und ich dachte into Darkness wäre schlimm. Das hat dem ganzen die Krone aufgesetzt. Das Franchise wird gerade in eine Ecke gepusht wo mir gar nicht gefällt. Vor allem die ganzen Sprüche der Produzenten… Weiterlesen »

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