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StartNews & StoriesRezension: Doctor Who 10x13 - "Aus der Zeit gefallen"

Rezension: Doctor Who 10×13 – “Aus der Zeit gefallen”

Peter Capaldis Abschiedskonzert als 12. Doctor bietet das Treffen mit seinem alten Selbst. Ob manche Sachen vielleicht schon alt sind, klärt unsere Review.

Achtung Spoiler!

Ein Fest für Fans

Eines muss man an dieser Stelle ganz klar festhalten: “Aus der Zeit gefallen” ist von vorne bis hinten ein Fest für Fans. Fanservice erster Güte also. An die groben Schnitzer der Folge zuvor (Doctor überlebt Explosion, obwohl er in deren Zentrum steht, quasi ohne einen Kratzer) wollen wir uns an der Stelle gar nicht mehr erinnern und einfach nur das Zusammentreffen alter Legenden bestaunen.

Doctor Who 10x13 "Twice Upon A Time" (Photo: BBC)
Doctor Who 10×13 “Twice Upon A Time” (Photo: BBC)

Wobei, so ganz korrekt ist das natürlich nicht, denn William Hartnell, der Darsteller des ersten Doctors, ist ja schon lange tot. In die ikonische Rolle schlüpft David Bradley, der das schon in “Ein Abenteuer in Raum und Zeit” getan hat und auch hier wieder eindrucksvoll abliefert. Doch auch Hartnell ist nicht vergessen, denn in einer guten Morphing-Sequenz, die auch schon im Trailer gezeigt wurde, wird eine Szene aus “The Tenth Planet” (4×08) gezeigt, in der zunächst Hartnell beginnt, dann zu Bradley morpht und dann die Geschichte weitergeht. Ganz klassisch beginnt man dabei auch in Schwarzweiß und mit kleinerem Bild, eben ganz so wie 1963 (bzw. in dem Fall 1967).

Ganz große Klasse! Und als wäre das nicht schon genug, hat man auch bei der deutschen Synchro aufgepasst. Die Stimme des ersten Doctors ist die des sympathischen Michael Schwarzmaier, die dann ebenso in die von Bradley verwandelt wird. Echt super umgesetzt auch an dieser Stelle.

Zurück zum Anfang

Doch eigentlich sollten wir am Anfang beginnen. Man kennt das ja, manchmal steht da “Was bisher geschah…” oder “Zuletzt bei Doctor Who” (im Deutschen zumeist eingesprochen, weil an der Stelle der Untertitel in Englisch eingeblendet wird und man das ja übersetzen muss). Das gibt es zwar auch hier, im Anschluss kommt aber gleich ein “Vor 709 Folgen…”. Und hier muss man einfach mal sagen: Wie geil ist das denn? Das hat man so sicher noch nicht gesehen und dürfte bei allen, die diese Folgen gesehen haben, nostalgische Gefühle wecken. Natürlich auch beim Rezensenten. Wie lang hat es gedauert, sich die DVD-Sammlung aufzubauen und alle vergangenen 709 Folgen (eigentlich sogar noch mehr) anzusehen? (Antwort: anderthalb Jahre!). Einfach gut.

Die Sequenz in der Vergangenheit wird dann mit den neuen Darstellern von Polly und Ben nachgespielt. Das ist zwar nur kurz, aber mindestens genauso gut umgesetzt. Damit aber nicht genug, es wird auch endlich ein leichter Retcon durchgeführt, was die erste Regeneration des Doktors betrifft. Das war ja teilweise ein großes Fragezeichen, auch, weil von der Folge nicht mehr viel vorhanden ist. Das grundlegende Ende des Doctors – seine Lebensenergie wurde von Mondas quasi abgesaugt – wurde beibehalten, aber kurz vor der Regeneration geht der Doctor auf seine Selbstfindungsreise, da er eigentlich gar nicht regenerieren will.

Dies führt zum Aufeinandertreffen von Doctor Eins und Zwölf, aber das konnte man am Ende der letzten Folge ja schon erahnen. So ist auch das Zusammentreffen der beiden wieder sehr gut umgesetzt. Nicht nur, dass die Doctoren sich ein wenig beschnuppern, auch die beiden TARDIS’ werden gegenübergestellt und das unterschiedliche Design herzerwärmend kommentiert. Dass der erste Doctor sich nicht mehr an das Treffen mit seinem älteren Ich erinnert, ist hingegen nicht schlimm. Bereits im 50er-Jahre-Special wurde festgelegt, dass die Erinnerungen des Doctors sich immer erst dann “einholen”, wenn er in der jeweils ältesten Inkarnation angekommen ist. Oder anders gesagt, er erinnert sich erst an die Ereignisse als erster Doctor, wenn sie mit der aktuellen Zwölften abgelaufen sind.

Damit nicht genug, ist auch noch ein Soldat aus dem Ersten Weltkrieg mit hier angekommen, denn natürlich muss es eine Zeitanomalie zum Untersuchen geben. Wer dieser Soldat ist, wird erst am Ende enthüllt und stellt eine weitere Verbeugung vor 50 Jahren Doctor Who dar. Gespielt wird er von Mark Gatiss, den man auch aus Sherlock kennt, und der durch diverse Fanproduktionen in den “Hungerjahren” bekannt ist. Bekannt ist er allerdings auch dafür, sich gut in Szene zu setzen – als Fanboy von Doctor Who will man sich eben Denkmäler setzen. Mag man davon – und von seinen Gastauftritten in der Vergangenheit in diversen Rollen – halten was man will. Er liefert durchaus auch ordentlich ab, auch wenn man anmerken muss, dass er im großen Ganzen der Geschichte ein bisschen überflüssig ist.

Die obligatorischen Aliens

Die drei werden recht schnell von Aliens an Bord ihres Schiffes geholt. Dort trifft man auch auf die tote Bill, die zwar die echte sein könnte, in diesem Fall aber ein Erinnerungsduplikat aus der Zukunft ist. Eigentlich ist das gar nicht so wichtig, denn im Grunde dient sie eher dazu, die laufenden Gags zwischen den beiden Doctoren zu unterstützen.
Dies führt zu einigen witzigen Szenen, etwa, als der erste Doctor fragt, was ein Browserverlauf ist oder warum Nummer zwölf seine Absichten kundtut. Eine der kontrovers diskutierten Szenen war freilich die Bemerkung des ersten Doctors gen Bill, dass es Klapse hinten drauf gibt, wenn sie nicht spurt. Hiermit wollte man den Unterschied – auch im Frauenbild – der 60er Jahre im Vergleich zu heute aufzeigen. Und ja, das Ganze sorgt für etwas Verwirrung und es ist verständlich, wenn man hier Rassismus unterstellt. Freilich war das nicht beabsichtigt und man sollte den Autoren hier auch nichts unterstellen. Man wollte hier einfach ein Gagfeuerwerk abliefern und hat eben nicht an die Konsequenzen gedacht. Verständlicherweise war das Ganze aber an der Stelle auch unnötig.

Genau genommen ist es sogar unpassend, denn in den letzten Folgen wurde immer wieder betont, wie fortschrittlich Gallifrey doch sei, dass Männer auch Frauen werden könnten und so weiter (womit natürlich Jodie Whittakers Auftritt vorbereitet wurde). Und auch 1967 war Gallifrey dann schon so fortschrittlich, dass derartige Bemerkungen eigentlich nicht hätten fallen dürfen. Aber was soll’s, ein paar Schnitzer darf sich ja jede Folge leisten.

Übrigens ist die Wiedergabe der Leben des Doctors auch sehr gut umgesetzt. Hier werden noch einmal die bekannten Themes der vergangenen Doctoren eingespielt. Auch hier wieder voll der Nostalgietrip. Und was wäre ein Besuch des ersten Doctors ohne einen Besuch in dessen TARDIS, inklusive klassischer Konsole. Das hat man zwar schon in “Ein Abenteuer in Raum und Zeit” gesehen, es hier nochmal in Action zu erleben, ist aber immer wieder schön – und auch immer noch Fanservice.

Zurück geht es zu Rusty, dem Renegaten-Dalek (bei einem derartigen Aufeinandertreffen dürfen die nicht fehlen) und dann erfährt man, dass das Erinnerungsschiff nicht böse ist. Es muss nicht immer einen Bösewicht geben, geschickt gelöst an der Stelle. Später darf auch Jenna Coleman noch ein kurzes Cameo geben und die Erinnerungen des Doctors wiederherstellen – immer noch sehr schick.

Das Ende der Weihnachtsspecials

Am Ende darf dann noch einmal Weihnachten zelebriert werden, immerhin ist das hier das Weihnachtsspecial. Zum Glück aber das letzte, da den Autoren die Weihnachtsthemen ausgingen, und auch der Rezensent ist der Meinung, dass damit viel zu überbordend umgegangen worden ist. Das “Weihnachtsspecial” kann ja gern zu Weihnachten gesendet werden, immer aber Weihnachten in den Mittelpunkt zu stellen, verfehlt den Sinn etwas. Zwar passt es hier ganz gut im Gesamtkontext, aber Specials sollten eben auch als Serienfolgen behandelt werden. Chris Chibnall will das ja jetzt so machen und die Doctor Who-Specials auf Neujahr verschieben. Bleibt zu hoffen, dass hier nicht immer der Jahreswechsel im Vordergrund steht, sondern einfach spannende Geschichten, die einfach nur jedes Jahr zur selben Zeit gezeigt werden.
Die beiden Doctoren haben bis hierhin inzwischen gelernt, dass es nichts Schlimmes ist, weiter zu regenerieren. Hier hat sich im Laufe der Folge also eine gute Charakterentwicklung herauskristallisiert. Die beiden Doctor-Darsteller liefern auch gewohnt gute Leistung ab. Doctor 1 springt dann auch in sein altes Schwarzweißformat zurück, und wir dürfen noch einmal die allererste Regeneration verfolgen – die Filmsequenz aus der alten Folge.

Und auch Capaldi darf nochmal einen Monolog halten (der an dieser Stelle aber wirklich etwas überflüssig wirkt), bevor er zu Doc 13 und damit zu Jodie Whittaker regeneriert – und prompt aus der TARDIS geworfen wird. Wie es weitergeht, wird man in den Reviews zu den neuen Folgen sehen. Es verspricht aber interessant zu werden.

Fazit

Für sich allein gesehen mag die Handlung jetzt nicht das Highlight schlechthin sein, aber sie punktet durch die Interaktion der beiden Doctoren, sowie sehr vielen nostalgischen Szenen, die das Herz eines jeden Fans höher schlagen lassen, der die alten Folgen kennt. Ein durchaus würdiger Abschied für Capaldi.

Bewertung

Handlung der Einzelepisode [usr 5 max=”6″]
Stringenz des staffel- und serienübergreifenden Handlungsstrangs [usr 5 max=”6″]
Charakterentwicklung [usr 5 max=”6″]
Spannung [usr 4 max=”6″]
Action/Effekte [usr 5 max=”6″]
Humor [usr 5 max=”6″]
Intellektueller Anspruch [usr 3 max=”6″]
Gesamt [usr 5 max=”6″]

 

Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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