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“Star Trek: Enterprise”: Top und Flop Five

Am 26. September 2001 startete das “Star Trek”-Prequel “Enterprise“ im US-Fernsehen. Die Serie hatte von Anfang an einen schweren Stand bei Kritikern und Fans und kämpfte zeitlebens mit sinkenden Einschaltquoten. Folgerichtig wurde “Enterprise” nach nur vier Staffeln und 98 Episoden im Mai 2005 vorzeitig beendet. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums von “Broken Bow” / “Aufbruch ins Unbekannte” lässt die TZN-Redaktion die Highlights and Tiefpunkte der Serie noch einmal Revue passieren.

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Opening Credits “Star Trek: Enterprise” (Bild: ViacomCBS).

Top 5 😀👍

“Broken Bow” / “Aufbruch ins Unbekannte” (ENT 1×01)

Story & Drehbuch: Brannon Braga & Rick Berman; Erstausstrahlung USA: 26.09.2001; Erstausstrahlung Deutschland: 15.03.2003

Story: Wir schreiben das Jahr 2151. Fast 90 Jahre sind vergangen, seitdem die Menschheit erstmals die Warp-Barriere durchbrach und somit das Tor in die unendlichen Weiten des Weltraums zaghaft öffnete. Seither entwickelte sich eine enge Verbindung mit dem Volk der Vulkanier, die durch ihre ständige diplomatische Präsenz auf der Erde so etwas wie Mentoren und Schutzpatrone für die Menschen geworden sind. Doch die Konflikte zwischen Menschen und Vulkaniern treten immer deutlicher zutage. Während die Menschen ungeduldig gen Weltraum streben, halten die Vulkanier die Erdbewohner weiterhin für zu unzivilisiert und für zu unerfahren, um schon jetzt ein einflussreiches Mitglied der interstellaren Gemeinschaft zu werden. Obgleich die Menschen bereits eigene Kolonien gegründet und Beziehungen zu außerirdischen Völkern wie den Denobulanern geknüpft haben, setzt der vulkanische Botschafter Soval dennoch alles daran, die Menschen an der kurzen Leine zu halten.

Doch als ein vor den Suliban fliehender Klingone verletzt auf der Erde strandet, zieht die Sternenflotte den Start ihres ersten Warp-5-Schiffes um einige Wochen vor, um den Klingonen zurück zu seiner Heimatwelt zu bringen – und das, obwohl die Vulkanier heftig protestieren und warnen. Unter dem Kommando von Captain Jonathan Archer leitet die Enterprise NX-01 sodann eine neue Ära der Menschheitsgeschichte ein.

Gleich auf ihrer ersten Mission müssen die Raumfahrt-Greenhorns von der Sternenflotte die ernüchternde Erfahrung machen, dass die Erforschung des Weltraums weitaus mehr ist als das Kartografieren von Sternensystemen oder die geologische Analyse von fremden Planeten. Im All lauern Gefahren, die sich über Raum und Zeit erstrecken. Und mittendrin ist nun auch die Crew der Enterprise. Angesichts eines tobenden “Temporalen Kalten Krieges” erweisen sich die Erstkontakte mit den Suliban und den Klingonen als Ritt auf der Rasierklinge…

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Captain Archer (Scott Bakula) und die Crew der Enterprise NX-01 schreiben in “Broken Bow” Raumfahrtgeschichte (Bild: ViacomCBS).

Kritik: “Broken Bow” ist für mich bis heute neben “Der Abgesandte” (DS9 1×01) der beste “Star Trek”-Pilotfilm überhaupt. Der Episode gelingt es hervorragend, sowohl die Rahmenhandlung als auch die Charaktere einzuführen und darüber hinaus auch eine spannende Story zu erzählen. “Aufbruch ins Unbekannte” transportiert jenen Weltraum-Enthusiasmus, der eigentlich stilbildend für “Enterprise” sein sollte – es nach kurzer Zeit dann aber leider nicht mehr war.

Über den “Temporal Cold War” kann man gewiss geteilter Meinung sein. Grundsätzlich war die Idee, ein Prequel im Kontext eines solchen Konfliktes zu erzählen, keine schlechte Idee. Allerdings fehlte hier von Anfang an der rote Faden und die sinnvolle Verknüpfung mit anderen Storylines der Serie.

Nichtsdestotrotz machte “Aufbruch ins Unbekannte” damals Lust auf mehr. Leider verließen die Serienmacher viel zu schnell den in dieser Episode eingeschlagenen Pfad, um das Augenmerk stattdessen verstärkt auf Action und Dramatik zu legen. Erst Staffel 4 knüpfte wieder konsequent an das an, was der Pilotfilm initiiert hatte. Doch da war die Messe leider schon gelesen.


“Dear Doctor” / “Lieber Doktor” (ENT 1×13)

Story & Drehbuch: André Jacquemetton & Maria Jacquemetton; Erstausstrahlung USA: 23.01.2002; Erstausstrahlung Deutschland: 13.06.2003

Story: Die Enterprise bringt die Überlebenden eines im All gestrandeten Schiffes zurück auf ihre Heimatwelt Valakis. Dort lebt eine Präwarp-Zivilisation, die aus zwei verschiedenen, genetisch inkompatiblen humanoiden Spezies gebildet wird: den hochentwickelten Valakianer und den weniger entwickelten Menk. Die Valakianer leiden an einer genetisch bedingten Krankheit, die in spätestens 200 Jahren zu deren Ausrottung führen wird. Die Menk, die von den Valakianern zwar nicht misshandelt, aber an ihrer Weiterentwicklung gehindert werden, sind gegen diese Krankheit immun. Auf Bitten der Valakianer sucht Dr. Phlox nach einem Heilmittel gegen diese todbringende Krankheit. Im Zuge seiner Forschungsarbeit macht Phlox dann aber eine bedeutsame Entdeckung, die ihn und Captain Archer ein schier unlösbares moralisches Dilemma bringt.

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Captain Archer (Scott Bakula) und Dr. Phlox (John Billingsley) sehen sich in “Dear Doctor” mit einem ethischen Konflikt konfrontiert (Bild: ViacomCBS).

Kritik: “Lieber Doktor” ist “Star Trek” in Höchstform. Das Autorenpaar André und Maria Jacquemetton haben hier ein Drehbuch verfasst, das zu jeder Sekunde den humanistischen Geist von “Star Trek” atmet. Dabei sind die beiden Handlungsstränge – Phlox’ Integration in die hauptsächlich menschliche Crew der Enterprise und die Valakis-Story- gleichermaßen feinfühlig geschrieben. Das hervorragende Spiel von John Billingsley ist dann zusätzlich die Kirsche auf der Torte.

“Dear Doctor” konstruiert ein gleichsam spannendes wie vielschichtiges moralisches Dilemma, für das es keine simple Lösung im Sinne von “richtig” oder “falsch” geben kann. Die Story führt uns schonungslos vor Augen, weshalb es in den zeitlich später spielenden Serien eine ‘Oberste Direktive’ gibt. Zudem hinterfragt “Lieber Doktor” auch sehr mutig, ob jeder medizinisch (oder technisch) mögliche Eingriff des Menschen in natürliche Prozesse auch zwangsläufig ein Segen für alle davon betroffenen Gruppen und Personen sein muss – allen guten Intentionen zum Trotz.  Gerade diesen Aspekt, nämlich den für “Star Trek” so zentralen Fortschrittsoptimismus von Zeit zu Zeit auch mal einer kritischen Reflexion zu unterziehen, habe ich an “Old Trek” enorm geschätzt. “New Trek” hat da leider in weiten Teilen einen anderen Weg eingeschlagen. Aber auch die neuen Serien sind eben ein Kind ihrer Zeit.

Unter dem Strich bleibt eine der besten “Star Trek”-Episoden in 55 Jahren Franchise-Geschichte. Immer wieder sehenswert!


“Similitude” / “Ebenbild” (ENT 3×10)

Story & Drehbuch: Manny Coto; Erstausstrahlung USA: 19.11.2003; Erstausstrahlung Deutschland: 09.01.2005

Story: Chefingenieur Tucker wird bei einem Unfall im Maschinenraum lebensgefährlich verletzt und daraufhin in ein Koma versetzt. Ein Dahinscheiden seines fähigsten Ingenieurs ist für Captain Archer angesichts der Bedeutung seiner Mission in der Delphischen Ausdehnung keine Option, weshalb er einen ebenso ungewöhnlichen wie ethisch fragwürdigen Therapieansatz von Dr. Phlox genehmigt: Der Doktor erzeugt basierend auf Trips DNA und mithilfe einer lyssarrianische Wüstenlarve einen mimetischen Symbionten, der nur 15 Tage lebt und schlussendlich als lebensrettender Hirngewebespender für Trip dienen soll.

Mit dem Wissen seines vorherbestimmten Lebenszwecks entwickelt sich “Sim” – wie Trips Klon von der Crew genannt wird – im Laufe weniger Tage zu einem wertgeschätzten Mitglied der Besatzung. Doch umso näher der Tag rückt, an dem Sim seine traurige Bestimmung erfüllen soll, umso größer wird dessen Lebenswillen. Und umso größer werden die moralischen Bedenken bei Phlox und Captain Archer. Letzterer trägt dabei die Last der gesamten Menschheit auf seinen Schultern, denn ein Scheitern der Mission wäre wohl gleichbedeutend mit der Vernichtung der Erde…

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Sim und der echte Trip (Connor Trinneer) in “Similitude” (Bild: ViacomCBS).

Kritik: “Ebenbild” ist in meinen Augen sogar noch einen Tick besser als “Lieber Doktor”. Zuschauer, die wie ich ein Faible für Episoden haben, die moralische Zwickmühlen thematisieren, kommen hier voll auf ihre Kosten. Diese Episode wirft so viele philosophische Fragen auf, dass einem das Herz aufgeht: Was ist der Sinn meines Lebens? Heiligt der Zweck die Mittel? Kann man Leben gegeneinander aufwiegen? Wie weit darf ein Arzt bei dem Versuch, Leben zu retten, gehen? Wo muss die Medizinethik (unangenehme) Grenzen ziehen? Zählen Leben, Würde und Selbstbestimmung des Einzelnen auch dann noch uneingeschränkt, selbst wenn ‘übergeordnete’ kollektive Interessen im Spiel sind? Folglich stellt sich die Frage: Ist das Individuum Sim dazu verpflichtet, sich für die gesamte Menschheit zu opfern? Welches Menschenbild, welches ethische Modell liegt eigentlich einer solchen Denkweise zugrunde? Fragen über Fragen, die “Similitude” aufwirft…und glücklicherweise auch teilweise offenlässt, damit wir uns ein eigenes Urteil bilden können.

Angesichts der gegenwärtigen Relevanz von Themen wie Gentechnik, Organspende oder der Abwägung zwischen individuellen und kollektiven Interessen hat diese Episode auch im Jahr 2021 nichts von ihrer Aktualität und Relevanz verloren. Einfach eine ganz tolle Episode mit enormer philosophischer Gravitas!


“Babel One” / “Babel” (ENT 4×12) & “United” / “Vereinigt” (ENT 4×13) & “The Aenar” / “Die Aenar” (ENT 4×14)

Story & Drehbücher: Michael Sussman, Manny Coto, Judith Reeves-Stevens, Garfield Reeves-Stevens, Andre Bormanis; Erstausstrahlung USA: 28.01./04.02./11.02.2005; Erstausstrahlung Deutschland: 30.04./07.05./14.05.2006

Story: In diesem Dreiteiler bahnt sich jene interplanetare Allianz an, die in den Folgejahren zur Gründung der Vereinigten Föderation der Planeten führen wird. Doch den Romulaner ist nicht genehm, dass ihnen mit diesem Bündnis aus Menschen, Vulkaniern, Tellariten und Andorianern ein mächtiger Konkurrent erwächst…

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Die Planetenföderation aus Tellariten, Menschen, Vulkaniern und Andorianern nimmt in diesem Dreiteiler erstmals eine frühe Gestalt an (Bild: ViacomCBS).

Kritik: Mit der Trilogie “Babel” / “Vereinigt” / “Die Aenar” erfüllt die Serie auf den letzten Metern endlich ihre Bestimmung. Viel zu inkonsequent und viel zu zaghaft waren die ersten drei Staffeln im Hinblick auf die Frage gewesen, welche konkreten Umstände zur Gründung der Vereinigten Föderation der Planeten führten.

Angesichts des bereits beschlossenen Serienendes im Mai 2005 wirkte vieles in Staffel 4 leider enorm gehetzt. Und auch die Story, die in diesem Dreiteiler erzählt wird, hätte im Idealfall eine ganze fünfte oder sechste Staffel füllen können. Diese Trilogie macht dann doch sehr deutlich, welches enorme Potenzial “Enterprise” unnötigerweise hat liegen lassen – insbesondere in Staffel 3, deren Xindi-Arc ich stets für unpassend hielt.

Alles in allem bilden “Babel”, “Vereinigt” und “Die Aenar” für mich neben den beiden ‘Moral-Episoden’ “Lieber Doktor” und “Ebenbild” den Höhepunkt der gesamten Serie.


“Demons” / “Dämonen” (ENT 4×20) & “Terra Prime” / “Terra Prime” (ENT 4×21)

Story & Drehbuch: Manny Coto, Judith Reeves-Stevens, Garfield Reeves-Stevens, Andre Bormanis; Erstausstrahlung USA: 06.05./13.05.2005; Erstausstrahlung Deutschland: 25.06./02.07.2006

Story: Der Xindi-Zwischenfall im vergangenen Jahr hat in der Erdgesellschaft unerfreuliche Nachwirkungen erzeugt. Mit “Terra Prime” ist eine isolationistische und xenophobe Bewegung in Erscheinung getreten, die nun offensiv und mit den Mitteln von Gewalt und Terror für ihre Ziele eintritt. Leidtragende sind dabei nicht nur sich auf der Erde aufhaltende Aliens wie Dr. Phlox und T’Pol, sondern all diejenigen, die in der Erforschung des Weltraums und im Anschluss an die interstellare Gemeinschaft die Zukunft der gesamten Menschheit sehen…

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Paxton (Peter Weller) führt die xenophobe und isolationistische  Terrororganisation “Terra Prime” an (Bild: ViacomCBS).

Kritik: “Dämonen” und “Terra Prime” bilden den eigentlichen Schlusspunkt der Serie – und dieser kann sich sehen lassen. Beeinflusst durch die reale Post-9/11-Welt erzählt diese Doppelepisode eine glaubwürdige Story, die darauf verzichtet, ein allzu naives Bild der Menschheit in der Mitte des 22. Jahrhunderts zu zeichnen. Leider ist die Laufzeit von 90 Minuten viel zu kurz, um den spannenden ideologischen Konflikt auf der Erde – Isolationismus vs. interstellarer Kosmopolitismus – noch ausführlicher und noch differenzierter zu beleuchten. Auch diese Storyline hätte gewiss Stoff für mindestens eine halbe Staffel geboten. Schade, dass man auch hier wieder enorme erzählerische Möglichkeiten ungenutzt gelassen hat.

Nichtsdestotrotz hat “Enterprise” dank “Dämonen” und “Terra Prime” am Ende doch noch einen würdigen Abschluss erhalten. Das eigentliche Serienfinale “Dies sind die Abenteuer” (siehe unten) war nämlich eine herbe Enttäuschung.

 


Flop 5 😞👎

 

“Acquisition” / “Raumpiraten” (ENT 1×19)

Story & Drehbuch: Brannon Braga & Rick Berman; Erstausstrahlung USA: 27.03.2002; Erstausstrahlung Deutschland: 09.08.2003

Story: Unbekannte Invasoren betäuben die Enterprise Crew und entern das Schiff. Sie entwenden alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Nur Trip, der zu dieser Zeit in der Dekontaminationskammer sitzt, entgeht der Betäubungsattacke der Fremden. Er weckt Archer und T’Pol auf und die Rückeroberung des Schiffes kann beginnen…

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Archer (Scott Bakula) und T’Pol (Jolene Blalock) stellen in “Acquisition” den inoffiziellen Erstkontakt mit einem Ferengi (Jeffrey Combs) her (Bild: ViacomCBS).

Kritik: Schon in Folge 19 zeigten sich besorgniserregende Ermüdungserscheinungen im Writers Room. Mit dieser wenig inspirierten Recapture-Story – es sollte nicht die letzte sein (siehe unten) – machten die Autoren Brannon Braga und Rick Berman leider sehr deutlich, dass zumindest bei ihnen beiden die kreative Luft vollkommen raus war.

Auch wenn man hier den Kanon wahrte, indem man es so drehte, dass Archer und Co. nicht erfahren, dass sich die Invasoren selbst Ferengi nennen, ist dieser frühe und völlig ideenlose Rückgriff auf die vor allem aus “DS9” bekannte Raubtierkapitalisten-Spezies schlichtweg als erzählerischer Offenbarungseid zu bezeichnen. Und deshalb ist “Raumpiraten” leider auch ein früher Beleg dafür, dass es “Enterprise” über weite Strecken nicht vermochte, eine gesunde Mischung aus Tradition und Innovation auf den Bildschirm zu bringen. Während die Andorianer, Tellariten – und stellenweise auch die Vulkanier des 22. Jahrhunderts – eine willkommene Abwechslung waren, erwiesen sich jene Episoden, in denen Klingonen, Ferengi oder Borg auftauchten, leider allesamt als enttäuschende Aufwärmkost: Alles schon einmal in ähnlicher Weise erzählt worden.  

Unter dem Strich bleibt “Acquisition” als einer der ersten Sargnägel für “Enterprise” im Gedächtnis. Ich habe wirklich größten Respekt vor Rick Berman und Brannon Braga – vor allem wenn ich deren Arbeit mit der von Alex Kurtzman vergleiche. Aber zu diesem Zeitpunkt im Jahr 2002 hätte Paramount wirklich erkennen müssen, dass man auf der Position der ausführenden Produzenten dringend neue Impulse setzen muss. Vielleicht hätte die Serie dann einen erfolgreicheren Weg eingeschlagen.


“Marauders” / “Marodeure” (ENT 2×06)

Story & Drehbuch: Brannon Braga & Rick Berman; Erstausstrahlung USA: 30.10.2002; Erstausstrahlung Deutschland: 26.09.2003

Story: Die Siedler einer Deuterium-Kolonie werden in regelmäßigen Abständen von einer Gruppe klingonischer Marodeure heimgesucht. Als die Enterprise-Crew von dem Gebaren der Klingonen erfährt, helfen Archer und Co. den Kolonisten, sich gegen die ehrlose klingonische Räuberbande zur Wehr zu setzen.

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Eine ehrlose Klingonen-Räuberbande terrorisiert in “Marodeure” eine unschuldige Planetensiedlung (Bild: ViacomCBS).

Kritik: Diese Episode ist ein weiteres, trauriges Beispiel dafür, dass den Autoren der Serie allmählich die Ideen ausgingen. Die hier gebotene 08/15-Story über klingonische “roving bandits” ist leider ebenso geistig anspruchslos wie langweilig inszeniert. Scheinbar dachte man, bei den langjährigen Fans auch noch mit der seit 1988 x-ten Klingonen-Episode punkten zu können. Weit gefehlt! Die Klingonen sind hier nämlich noch flacher als zu “TOS”-Zeiten und auch das zweidimensionale “Klingonen = böse – Menschen = gut”-Schema ist eine Beleidigung für all diejenigen, die  “Star Trek” einen gewissen geistigen Anspruch abverlangen. Kurzum: Diese Episode ist als Trekkie nur schwer zu ertragen.


“North Star” / “Faustrecht”  (ENT 3×09)

Story & Drehbuch: David A. Goodman; Erstausstrahlung USA: 12.11.2003; Erstausstrahlung Deutschland: 08.01.2005

Story: Während die Enterprise in der Delphischen Ausdehnung nach den Xindi sucht, entdeckt die Crew einen Klasse M-Planeten, auf dem seltsamer Weise Menschen leben. Es sind die Nachfahren von Erdenbewohnern, die im 19. Jahrhundert von den Skagaraner entführt und versklavt wurden. Doch irgendwann wendete sich das Blatt und die irdischen Sklaven starteten eine Revolte gegen ihre Unterdrücker. Sie zerstörten jedwede Technologie und unterwarfen die Skagaraner, die seither ein Dasein als Rechtslose fristen müssen. Als Archer von diesem Unrecht erfährt, mischt er sich (mal wieder) ein…

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Captain Archer (Scott Bakula) als Cowboy in “North Star” (Bild: ViacomCBS).

Kritik: Diese Episode wirkt ebenso konstruiert wie deplatziert. Mal abgesehen von der Tatsache, dass 2005 eine weitere Western-Episode nach “TOS” und “TNG” weder kreativ noch lohnenswert war, passt “Faustrecht” auch überhaupt nicht in den Story-Arc von Staffel 3, in dem es bekanntlich um ein “Alles oder nichts”-Szenario geht. Folglich triefen Rahmenhandlung und Drehbuch auch nur so vor Logiklöchern. Warum sich Archer die Zeit für ein solches Abenteuer nimmt, weiß wohl nur er. Und auch die Idee mit einer Gruppe entführter menschlicher Kolonisten war zu diesem Zeitpunkt schon ausgelutscht, genauso wie die halbgare “Die Revolution frisst ihre Kinder”-Story.

Wenn man Autor David  A. Goodman Böses unterstellen wollte, könnte man die These aufstellen, dass er beim Schreiben des Drehbuchs einfach “Wild West im Weltraum” (TOS 3×01) und “Die 37er” (VOY 2×01) zusammengebastelt hat. Auch die (alibimäßige) Moral-Lektion der Episode kann die Kohlen dann leider auch nicht mehr aus dem Feuer holen.


“Chosen Realm” / “Das auserwählte Reich” (ENT 3×12)

Story & Drehbuch: Manny Coto; Erstausstrahlung USA: 14.01.2004; Erstausstrahlung Deutschland: 16.01.2005

Story: Die Enterprise entdeckt in der Delphischen Ausdehnung ein Schiff in Not und rettet dessen Besatzung. Die Fremden, die der Spezies der Triannon angehören, zeigen sich zunächst dankbar, übernehmen dann aber mit Gewalt das Schiff. Es stellt sich heraus, dass es sich bei dieser Gruppe um eine fanatische Gruppe religiöser Fundamentalisten handelt, die einen “Heiligen Krieg” führen und mit der Enterprise eine Entscheidungsschlacht herbeiführen wollen…

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Der religiöse Fanatiker D’Jamat (Conor O’Farrell) stellt Captain Archer (Scott Bakula) eine unmoralische Aufgabe (Bild: ViacomCBS).

Kritik: Diese Episode ist leider eine bittere Enttäuschung, zumal das Drehbuch vom eigentlich sehr fähigen Manny Coto stammt. Die Episode krankt an so vielen Dingen, so dass man diese leider zu den schlechtesten Episoden der Serie zählen muss. Da wäre einerseits die schlecht umgesetzte Thematik des religiösen Fundamentalismus, die mit dem Holzhammer daherkommt und dem Zuschauer praktisch null Abstraktionsleistung abringt. Folglich bleiben die Dialoge am Ende auch eher flach und erreichen leider nicht das hohe Niveau, das man aus “TNG” oder “DS9” kennt.

Andererseits verhalten sich die Figuren an vielen Stellen auch einfach nur unfassbar naiv – oder besser gesagt – strunzdumm. Warum Archer in der prekären Situation, in der sich sein Schiff gerade befindet (Mission: “Rettet die Erde!”), seinen Gästen scheinbar uneingeschränkten Zugang zu allen Bereichen der Enterprise gestattet, bleibt wohl das Geheimnis des Autors. Gleiches gilt auch für D’Jamat, den Anführer der Triannon-Sekte. Dieser lässt sich lächerlich einfach von Archer überlisten (Stichwort: Transporter als “Exekutionsmethode”). Als Bösewicht fehlt ihm auch die charakterliche Tiefe, die man beispielsweise bei anderen ideologischen Fanatikern in der “Star Trek”-Historie (z.B. Kyril Finn, Kai Winn) erkennen konnte.

Und zu guter Letzt läuft diese Episode leider auch nach einem bekannten und vorhersehbaren Schema-F ab und bedient dadurch sämtliche Klischees einer Recapture-Story: So leicht die Gegenspieler das Schiff erobern konnten, so einfach gelingt am Ende auch die Rückeroberung durch Archer und Co. Und natürlich gibt es unter den Angreifern auch wieder mindestens eine Person, die sich durch eine moralisierende Predigt unserer Helden “umdrehen“ lässt.

Schlussendlich waren es auch uninspirierte Episoden wie diese, die “Enterprise” langsam aber sicher ins Abseits manövriert haben.


“These Are The Voyages…” / “Dies sind die Abenteuer” (ENT 4×22)

Story & Drehbuch: Brannon Braga & Rick Berman; Erstausstrahlung USA: 13.05.2005; Erstausstrahlung Deutschland: 09.07.2006

Story: Während der Pegasus-Mission (TNG 7×12) lässt Commander Riker eine Simulation der letzten Mission der Enterprise NX-01 aus dem Jahre 2161 laufen, um Orientierung für eine wichtige Entscheidung zu finden, die er treffen muss. Die Simulation zeigt den Tod von Commander Tucker und endet mit der Rede Archers zur Gründung der Vereinigten Föderation der Planeten…

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Commander Riker (Jonathan Frakes) und Counselor Troi (Marina Sirtis) erhalten in “These Are The Voyages…” unverhältnismäßig viel Screentime (Bild: ViacomCBS).

Kritik: Über diese Episode ist in den vergangenen 16 Jahren viel gesagt und viel geschrieben worden und ich kann mich der hauptsächlich negativen Rezeption nur anschließen. “These Are The Voyages…” war nicht nur ein Trauerspiel, sondern eine regelrechte Frechheit dem Cast von “Enterprise” gegenüber. Ich nehme den beiden Autoren, Rick Berman und Brannon Braga, zu 100 Prozent ab, dass sie mit ihrer Crossover-Story nur gute Intentionen im Sinn hatten. Aber das Endprodukt war und ist auch heute noch eine bittere Pille.

Die Story wirkt von Anfang an extrem konstruiert und macht mit der Verortung während “Das Pegasus-Projekt“ (TNG 7×12) auch absolut keinen Sinn. Ich finde es auch nach mehrmaligem Ansehen der Episode immer noch nicht plausibel, weshalb Riker gerade in dieser Simulation Orientierung sucht…und am Ende sogar findet.

Auch der Rest der Story ist einfach nur jämmerlich. Insbesondere Tuckers Tod ist absoluter Schwachsinn – unlogisch, überflüssig und dazu auch noch grottig inszeniert.

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Trips Sterbeszene ist ähnlich enttäuschend wie die gesamte letzte Episode (Bild: ViacomCBS).

Auch das Redesign der Enterprise-D enttäuscht, weil an vielen Stellen die Liebe zum Detail gefehlt hat, was jedem Trekkie hingegen sofort ins Auge sticht (orangene Türen in der Beobachtungslounge!!!).

Unter dem Strich war und ist “These Are The Voyages…” eine herbe Enttäuschung und die bisher schwächste Abschlussepisode für eine “Star Trek“-Serie. Dem Anspruch, als Epilog für das “goldene ‘Star Trek’-Zeitalter” (1987-2005) zu fungieren, wurde die Episode leider ebenfalls nicht gerecht. Nicht einmal im Ansatz!

Wie blickt ihr nach 20 Jahren auf “Star Trek: Enterprise” zurück. Nennt uns eure Tops und Flops in den Kommentaren!

Matthias Suzan
Matthias Suzan
Matthias' Leidenschaft für "Star Trek" wurde 1994 mit knapp zehn Jahren durch "The Next Generation" geweckt. TNG und DS9 sind bis heute seine Lieblingsserien. Es sind vor allem die politischen, gesellschaftlichen und menschlichen Themen des Trek-Universums, die ihn faszinieren. Aber auch die vielen, tollen Raumschiffe haben es dem passionierten Modellbauer angetan. Matthias ist seit 2017 Teil der TZN-Redaktion.

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